Pressemitteilung vom 19. April 2022

NABU-Kreisverband Saalfeld-Rudolstadt e.V.:

 

Flächenfraß zu Lasten von Natur und landwirtschaftlicher Nutzfläche - Wie nachhaltig ist Saalfelds Siedlungsentwicklung?

 

 

„Hochglanzprospekte und die Internetseite der Stadt Saalfeld versichern eine nachhaltige Siedlungsentwicklung gemäß der UN-Resolution. Die bittere, harte Realität sieht jedoch anders aus und trat im letzten Stadtrat wieder zu Tage. Das Thema Nachhaltigkeit ist beim Aspekt Siedlungsentwicklung in Saalfeld leider nur Makulatur“, resümiert der NABU-Kreisverband.

 

„Zu Gunsten des geplanten Wohnbaugebiets „Weinberge“ bei Köditz sollen planerische Hürden abgeräumt werden, die einer Genehmigungsfähigkeit entgegenstehen (otz berichtete am 09. April 2022). Nur zwei Stadträte wagten gegen diese städtebauliche Fehlentwicklung aufzubegehren. Saalfelds Flächennutzungsplan und das Stadtentwicklungskonzept 2035 sehen  in der Flur „Weinberge“ von Saalfeld-Köditz kein Wohngebiet vor. Gemäß Flächennutzungs- plan der Stadt Saalfeld hat der Schutz des Bodens Vorrang. Für Köditz schreibt das Stadtentwicklungskonzept eine Begrenzung der Flächenausdehnung vor, zudem liegt das geplante Wohngebiet in einem frei zu haltenden Kaltluftkorridor“, so der NABU weiter.

 

Kennen die Stadträte ihre einst selbst beschlossenen Planungsgrund-sätze nicht mehr? Wieso wird in den Beschlussunterlagen für die Stadträte auf solche essentiellen Versagungsgründe nicht hingewiesen?

 

In den letzten Jahrzehnten wurde in unserem Landkreis und auch in der Kreisstadt Saalfeld verschwenderisch und fahrlässig die lebensnotwendige Ressource Boden zugebaut.

Ein Grundsatz im Baugesetzbuch ist, dass die Entwicklung des Innenbereiches Vorrang vor Baumaßnahmen im Außenbereich hat. Das geplante Wohngebiet „Weinberge“ befindet sich im Außenbereich. Hingegen liegt in Gorndorf die Fläche zwischen der neuen Turnhalle des Erasmus-Reinhold-Gymnasiums und dem Wohnquartier Erasmus-Reinhold-Straße seit Jahren brach. Das im Innenbereich gelegene Gebiet ist vollkommen erschlossen! Dort wurden große Wohnblöcke abgerissen.

 

 

Das Rathaus beklagt den Weggang von Bürgern aus Saalfeld und will doch um jeden Einwohner kämpfen. Die Bürgerschaft besteht jedoch nicht nur aus potentiellen Eigenheimbesitzern, sondern auch aus einer Vielzahl von Mietern, z.B. im größten Saalfelder Stadtteil Gorndorf wohnend. Hier zeichnen sich gegenwärtig wieder Planungen von Wohnungsgenossenschaften ab, die einem weiteren Bevölkerungsschwund in Saalfeld-Gorndorf Vorschub leisten und das Angebot an bezahlbaren Wohnungen stark reduzieren.

 

Nicht nur der Umstand ist zu kritisieren, dass vonseiten der Wohnungsgenossenschaft das Vorhaben offensichtlich gegenüber den Mietern sehr unsensibel angekündigt wurde. Mit dem Teilrückbau von Etagen wird auch eine Vorauswahl für zukünftige Mieter getroffen.

Der Teilrückbau von Etagen bedeutet auch weniger Kinder im Wohngebiet und weniger Kaufkraft. Die Bemessung von Kindergartenplätzen und die Dimensionierung von Schulen wäre anzupassen. Braucht es dann noch eine neue Grundschule im Neubaugebiet Saalfeld-Gorndorf, wenn das Wohngebiet durch Rückbau von Wohnfläche ausgedünnt wird?

 

Unter Beachtung der weltpolitischen Lage, dem akuten Wohnungsmangel in Deutschland und dem Schutz der Ressource Boden verbietet sich jegliche Rückbauabsicht von Wohnfläche im Neubaugebiet Saalfeld-Gorndorf. Stattdessen bedarf es endlich eines klaren Bekenntnisses vom Bürgermeister, seiner Stadtplanung und den betroffen Wohnungsgenossenschaften zur Entwicklung des Neubaugebietes. Maßstab des Handelns muss sein, die vorhandene Bausubstanz aufzuwerten und attraktiv zu gestalten. Und es muss Vorwärtsgehen bei der Entwicklung von Teilbereichen, z.B. dem Areal zwischen Grundschule Gorndorf und dem Appartementhaus.

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