Projekt Fledermausquartier im Dachboden

Bild: Copyright NABU/Dietmar Nill; Urheber*in: Dietmar Nill
Bild: Copyright NABU/Dietmar Nill; Urheber*in: Dietmar Nill

 

Ein sicheres Zuhause für Fledermäuse - im Jahr 2024

 

In einem Fachwerkhaus im Saale-Orla-Kreis direkt an der Grenze zum Kreis Saalfeld-Rudolstadt befand sich ein ungenutzter Dachboden, der sich im Grunde sehr gut als Quartier für Fledermäuse geeignet hätte. Doch war er für die Tiere kaum zugänglich. Es gab keine geeigneten Einflugöffnungen. Auch befanden sich darin keine günstigen Hangplätze und auch nicht die unterschiedlichen mikroklimatischen Bedingungen, die von den Tieren geschätzt und benötigt werden.

 

Im Rahmen unseres NALAP-Projekts „Schaffung Quartierangebot für die Kleine Hufeisennase und das Braune Langohr“ konnten wir (NABU-Kreisverband Saalfeld-Rudolstadt e. V.) die Quartiersituation für die genannten Fledermausarten im Saaletal und seinen Nebentälern verbessern. Das Projekt leistet somit einen Beitrag zum Quartierverbund und zur Stärkung der Populationen dieser beiden Arten in der genannten Region.

(NALAP steht für Natur- und Landschaftspflegeprogramm. Im vorigen Link lesen Sie Details dazu.)

 

Ziel des Projektes ist die Entstehung eines Wochenstubenquartiers der Kleinen Hufeisennase. Dazu wurden Hangplätze mit unterschiedlichen mikroklimatischen Bedingungen, u. a. Bereiche mit Wärmestau geschaffen.

 

Auch entstand durch das Projekt ein mögliches Ausweichquartier, falls bestehende Wochenstubengesellschaften in der Nähe gestört werden. Denn die meisten Fledermausquartiere sind ungesichert und stets von Beeinträchtigungen und Zerstörungen bedroht, z. B. wenn Menschen baufällige Scheunen oder Häuser abreißen oder plötzlich verschließen, sanieren, mit Fenstern versehen o. ä. Die Schaffung geschützter Quartiere in optimaler Lage ist daher von enormer Wichtigkeit.

 

Entscheidend sind dabei nicht nur die Hangplätze an sich, sondern auch Einflugöffnungen, die nicht von Katzen oder Mardern erreicht werden können. Auch darf sich keine künstliche Lichtquelle (z. B. Außenlicht, Straßenlampen, Bewegungsmelder o. ä.) in der Nähe befinden. 

 

Als Wochenstuben bezeichnet man Sommerquartiere, in denen sich die trächtigen Fledermausweibchen zusammentun. Sie bringen dort ihre Jungen zur Welt und ziehen sie gemeinsam auf. Eine Wochenstube kann 20 bis 50 Mütter umfassen, aber auch mehrere 100.  

 

Unten stellen wir drei Fleidermausarten näher vor. Die Kleine Hufeisennase und das Braune Langohr standen bei unserem Projekt besonders im Fokus. Die Zwergfledermaus profitiert aber natürlich ebenfalls von dem neuen Quartier und lebt dort auch bereits. 

 

Kleine Hufeisennase

Bild: Copyright u. Urheber: Eckhard Grimmberger
Bild: Copyright u. Urheber: Eckhard Grimmberger

Die Kleine Hufeisennase (Rhinolophus hipposideros) ist mit einer Spannweite von 19 bis 25 cm und einem Gewicht von nur 5 bis 9 Gramm eine der kleinsten Fledermausarten in Europa. Ihr Name leitet sich von der hufeisenförmigen Hautfalte ab, die ihre Nase umgibt und ihr hilft, Ultraschalllaute zur Orientierung und Jagd gezielt auszusenden.

 

Die kleine Fledermaus zieht sich tagsüber in kühle, dunkle Quartiere zurück, wie Dachböden oder Keller. In der Dämmerung fliegt sie hinaus und jagt fliegend hauptsächlich Motten und andere kleine Insekten. Im Winter hält sie Winterschlaf in frostfreien, feuchten Höhlen (z. B. in alten Bergwerkstollen).

 

In Deutschland gilt die Kleine Hufeisennase als stark gefährdet und steht daher unter strengem Schutz.

 

Aufgrund der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung, des Verlusts von Lebensräumen und des Rückgangs geeigneter Quartiere ist ihr Bestand in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen.

 

Sie ist nach der FFH-Richtlinie (Flora-Fauna-Habitat) der EU geschützt, was bedeutet, dass ihre Lebensräume besonders gesichert werden müssen. Maßnahmen wie der Erhalt alter Gebäude, die Pflege von Höhlenquartieren und der Schutz naturnaher Wälder tragen zur Erhaltung dieser faszinierenden Fledermausart bei.

 

Durch gezielte Artenschutzprogramme konnte der Rückgang in einigen Regionen aufgehalten werden, dennoch bleibt die Kleine Hufeisennase weiterhin stark gefährdet und ist auf Schutzmaßnahmen angewiesen.

Braunes Langohr

Bild: Copyright u. Urheber: Eckhard Grimmberger
Bild: Copyright u. Urheber: Eckhard Grimmberger

Das Braune Langohr (Plecotus auritus) ist eine Fledermausart, die sich durch ihre beeindruckend langen Ohren auszeichnet, die fast genauso lang sind wie ihr eigener Körper.

 

Diese Fledermaus hat eine Flügelspannweite von etwa 23 bis 28 cm und wiegt zwischen 6 und 12 Gramm. Sie gehört zu den eher kleinen Fledermäusen Europas und ist durch ihr hellbraunes Fell und die großen Ohren leicht zu erkennen.

 

Das Braune Langohr ist ein hervorragender Jäger. Die Fledermaus nutzt ihre großen Ohren, um auch die leisesten Geräusche ihrer Beutetiere zu orten. Sie ernährt sich überwiegend von Insekten wie Nachtfaltern, Käfern und Spinnen. Anders als viele andere Fledermäuse verlässt sie sich weniger auf Ultraschallrufe, sondern nutzt passiv ihr feines Gehör zur Jagd. Oft schleicht sie sich regelrecht an ihre Beute heran oder sammelt sie direkt von Blättern und Ästen ab.

 

Das Braune Langohr nutzt im Gegensatz zur Kleinen Hufeisennase gerne sogenannte Spaltenquartiere als Verstecke und Schlafplätze. Diese Quartiere bestehen aus schmalen Spalten und Ritzen, die sich häufig in Baumhöhlen, unter abstehender Rinde, in Dachstühlen alter Gebäude oder hinter Fassadenverkleidungen befinden. 

 

In den Spalten finden die Tiere nicht nur Schutz, sondern auch ein ideales Mikroklima: Die enge Struktur der Spalten bewirkt, dass die Temperatur stabil und feucht bleibt, was vor Austrocknung schützt. 

 

Spaltenquartiere werden immer seltener. Alte Bäume werden gefällt, Gebäude saniert, so dass es für die Tiere immer schwerer wird, geeignete Verstecke zu finden.

 

Auch diese Fledermaus steht unter dem Schutz der FFH-Richtlinie der EU und ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt.

 

Zwergfledermaus

Bild: Copyright u. Urheber: Dietmar Nill
Bild: Copyright u. Urheber: Dietmar Nill

Die Zwergfledermaus  (Pipistrellus pipistrellus) gehört zu den kleinsten Fledermausarten Europas und wiegt gerade einmal 4 bis 8 Gramm.

 

Mit einer Flügelspannweite von 19 bis 25 cm und einer Körperlänge von nur 3,5 bis 5 cm ist sie ein echter Winzling unter den Fledermäusen. Ihr Fell ist dunkelbraun, und sie hat eine relativ kurze, abgerundete Schnauze.

 

Die Zwergfledermaus ist eine äußerst anpassungsfähige Art und kommt sowohl in ländlichen als auch in städtischen Gebieten vor. Besonders gerne nutzt sie Gebäude als Quartiere, wo sie sich in kleinen Spalten, wie hinter Fassadenverkleidungen, unter Dachziegeln oder in Rollladenkästen versteckt. In der freien Natur nutzt sie auch Baumhöhlen oder Spalten in Felsen. 

 

Ihre nächtlichen Jagdflüge finden oft in der Nähe von Laternen oder in Gärten und Parks statt, wo sie Insekten in großer Zahl antrifft.

 

Obwohl die Zwergfledermaus in Deutschland noch relativ häufig ist, steht sie dennoch unter Schutz. Der Verlust von Quartieren durch Gebäudesanierungen und die Verringerung von Insektenbeständen aufgrund intensiver Landwirtschaft stellen für sie eine zunehmende Bedrohung dar.

 

Geschützt ist die Zwergfledermaus wie alle heimischen Fledermäuse u. a. nach dem Bundesnaturschutzgesetz (§ 44). Es ist demnach verboten, die Quartiere der Tiere zu zerstören oder sie anderweitig zu beunruhigen.

 

Auch nach der EU-Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) sind Zwergfledermäuse geschützt, was bedeutet, dass EU-Mitgliedsstaaten Maßnahmen ergreifen sollten, um die Lebensräume dieser Tiere zu bewahren und zu verbessern.